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„Alfred Weggel, Leiter der Kreisgruppe Tuttlingen und Dipl.-Sozialarbeiter Harald Eigler organisieren mit Elan und Engagement das größte Treffen dieser Art auf dem Heuberg“

Heuberger Bote | 15. Juli 2013


Blinde und Sehende tauschen sich aus

„Augen Blicke auf dem Heuberg“ lockt auch Gäste aus der Ferne an

WEHINGEN / sg. Unter dem Motto „Augen Blicke auf dem Heuberg“ haben sich am Samstag im und vor dem Sportheim des TV Wehingen viele Menschen getroffen, die blind oder sehbehindert sind oder die einen Angehörigen oder Freund dorthin begleitet haben. Die Kreisgruppe der „Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenhilfe“ (ABSH) veranstaltete ein Fest der Begegnung.

Harald Eigler, Diplom-Sozialarbeiter und Leiter der Gruppe Zollernalb, seine Frau Marita Bürmann-Eigler sowie der Vorsitzende der ABSH aus Reutlingen, Horst Fritzke, waren in Wehingen mit von der Partie. Auch Bürgermeister Josef Bär mit Ehefrau Roswitha sowie Sabrina Wurdak und Tina Gruler vom Landratsamt Tuttlingen waren zur Eröffnung gekommen.

„Wir müssen die Leute mit ihren nicht sichtbaren Behinderungen aus ihrer Isolation herausholen, wenn sie beginnen, sich in ihre vier Wände verkriechen und nahezu alle sozialen Kontakte zu verlieren“, sagte Eigler.

Die Leidensgeschichte des heute 53-jährigen Verbandsvorsitzenden Fritzke begann vor sechs Jahren, als sich seine ohnehin schwache Sehkraft plötzlich immens verschlechterte. „Beim Lesen sah ich alles unscharf; da half auch eine spezielle Lesebrille nichts“, erzählt er. „Bedingt durch eine Makula-Degeneration, die von meiner hohen Kurzsichtigkeit herrührt, sank mein Sehvermögen bedrohlich schnell auf zehn und dann auf fünf Prozent. Seit 2009 gelte ich nach dem Gesetz als blind, weil ich auf meinem besseren Auge maximal zwei Prozent sehe. Meine Netzhaut hat sich selbst zerstört. Ich sehe zum Beispiel Gesichter nur ganz unscharf und erkenne Menschen, die weiter weg sind, gar nicht mehr.“

Daraufhin habe er bei Mobilitäts-Trainings gelernt, mit dem weißen Laufstock zu gehen. Sein Gedächtnis helfe ihm da sehr. „Außerdem verlasse ich mich mehr auf mein Gehör; ich merke mir inzwischen statt der Gesichter von Menschen ihre Stimmen.“ Er habe gelernt, mit Zug und Bus zu fahren. Auch am Morgen vor der Veranstaltung in Wehingen sei er von Reutlingen allein mit der Bahn nach Balingen gefahren und dort vom Fahrdienst des Vereins abgeholt worden.

Vor jeder Fahrt informiere er sich am PC. Er besitze eine Software, die ihm im Notfall einen Text vorlesen könne. In der „Nikolauspflege“ in Stuttgart habe er die Punktschrift gelernt.

Ein großes Lob macht Fritzke seinen Mitmenschen. „Wenn sie mich mit meinem Blindenstock sehen, sind sie spontan zur Hilfe bereit. Ich muss nur genau formulieren, wie sie mir helfen sollen. Anfangs hat es mich viel Überwindung gekostet, fremde Menschen um Hilfe zu bitten.“

Eine Menge Menschen mit ähnlichen Einschränkungen wie sie Horst Fritzke beschrieben hat, kamen am Samstag nach Wehingen – teilweise aus bis zu 100 Kilometern Entfernung.

Die Firmen Baum Retec und Hedo Reha-Technik präsentierten ihre neuesten Bildschirmlesegeräte, die - klein wie ein Laptop – auch für unterwegs geeignet sind. Die Firma Optik-Gätschmann führte Lupen vor, Schutzbrillen, die das schädliche Blaulicht herausfiltern oder Fernsehbrillen zur Bildschirmvergrößerung.

Am Stand der ABSH und der DAK gab's nützliche Infos für Menschen, die wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen.

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