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Zollern-Alb-Kurier | 13.07.2012


Berührungsängste abbauen

Frommerner Schüler bekommen Einblick in den Alltag von Blinden und Sehbehinderten

Balingen-Frommern, 13.07.2012 von Benno Schlagenhauf

Blindenführhund, Blindenstock, (Vor-)Leseprogramme und viele kleine Alltagshelfer. Diese Hilfsmittel für Blinde stellten Harald Eigler und Jürgen Zimmermann den Schülern der Frommern Werkrealschule vor.

Blinde in einr Schulklasse

"Die Blindheit führt zuerst einmal zu einer Isolation, viele schämen sich für ihre Behinderung", erklärt Vorsitzender der Blinden- und Sehbehindertenhilfe Zollernalb Harald Eigler. Deshalb wolle er die Schüler für blinde Mitmenschen sensibilisieren und Berührungsängste nehmen.

Am Dienstag standen er und Jürgen Zimmermann, der seine Blindenführhündin Zoe mitbrachte, Rede und Antwort und erklärten den interessierten Sechstklässlern und ihrer Lehrerin Anna Haug den Alltag von Blinden und stark Seheingeschränkten. Eingeladen dazu hatte Ingrid Mispelhorn von der schuleigenen Mediothek. Mit im Gepäck waren viele technische Helfer, die blinden Menschen das Leben erleichtern. Sprechende Uhren, Taschenrechner, Thermometer und Meterstäbe ersetzen den Sehbehinderten auf akustische Weise ihr fehlendes Augenlicht. "Von technischer Seite gibt es heutzutage keine Grenzen mehr. Das ist ein großer Vorteil für Blinde", erklärt Eigler, der sich mit seinen Verein für die Rechte der Blinden einsetzt. Seine Ehefrau Marita Bürmann-Eigler ergänzt: "Es gibt kaum etwas in der Welt der Blinden, das nicht spricht."

Außerdem zeigte Eigler den Kindern zwei Lesehilfen für Blinde. "Lesen ist immens wichtig, da es Bildung und damit auch Unabhängigkeit bedeutet", erklärt Eigler, der trotz seiner Behinderung das Abitur machte und anschließend studierte.

Eines der Lesegeräte vergrößert Texte, die unter eine Linse gehalten werden, so stark, dass Menschen mit einem kleinen Sehrest sie auf einem Monitor ablesen können. Vollkommen Blinde können Bücher in einen speziellen Scanner einlesen und sie sich vom Computer vorlesen lassen.

Diese technischen Hilfsmittel hatte Jürgen Zimmermann aus Filderstadt nicht. Er lernte das Braille-Alphabet, das er den Kindern zeigte. Ebenso erklärte er den Umgang mit seiner Blindenführhündin Zoe. Dabei zeigte er im Schulhaus, wie ihm seine treue Begleiterin beispielsweise beim Treppensteigen hilft. "Dabei muss ich ihr vollkommen vertrauen, denn wenn sie merkt, dass ich Angst habe, zittert sie auch und wird nervös", erklärt der frühere Protokollant des Oberlandesgerichtes. Auf dem Geschirr, das Zoe, wenn sie "im Dienst" ist, angelegt wird, steht der Aufdruck "Während der Arbeit nicht streicheln". Das ist für die Sicherheit von Blinden sehr wichtig: "Wenn sie gestreichelt wird, kann sie das ablenken und dann kann es sehr gefährlich für mich werden", erklärt Zimmermann.

Zum Schluss durften die Schüler noch selbst testen, wie man sich als Blinder orientiert und mit Gehstock und Augenbinde den Schulhof erkunden.

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